Wir frühstücken wie immer im Hotel und heute wieder schon um 6 Uhr. Um 6:30 geht es für ein paar Wanderungen zum Nationalpark Tsingy de Bemaraha, welcher im Westen von Madagaskar liegt.
Im Bild unten die Häuschen des Hotels Orchidée du Bemaraha
Allgemeines und Anreise zum Tsingy Park
Der Nationalpark Tsingy de Bemaraha gehört zum Weltnaturerbe der UNESCO und das interessanteste daran sind die bizarren Kalksteinfelsen die dort zu tausenden wie spitze Messer aus der Landschaft ragen.
Der Park befindet sich im Zentrum, Westen von Madagaskar, hat eine Oberfläche von 157.710 Hektar, eine Nord-Südausdehnung von ungefähr 100 Kilometer und eine Ost-Westausdehnung von 10-40 Kilometer. Er ist ca. 50 Kilometer von der Westküste entfernt.
Der Nationalpark Tsingy de Bemaraha ist nur in der Trockenzeit von Mai bis November zu erreichen.
Wie schon im vorhergehenden und nächsten Artikel beschrieben ist die Anreise zum Park recht anstrengend.
Es gibt im Prinzip zwei Möglichkeiten zum Nationalpark von Tsingy de Bemaraha zu kommen.
Vom Norden her, vom Ort Antsalova mit einem Geländewagen nach Bekopaka über eine Strecken von ca. 100 Kilometer, für die man ungefähr 4 Stunden braucht.
Die zweite, am meisten benutzte Stecke für Rundreisende aus dem Süden, kommt vom Süden, von Morondava her.
Diese führt von Morondava, über Belo Sur Tsiribihina nach Bekopaka. Dabei muss man zwei Flüsse mit einer Fähre überqueren und ca 200 Kilometer auf einer staubigen, nur mit Geländewagen befahrbaren Strasse zurück legen. Dafür muss man ca. 8-9 Stunden rechnen.
Weitere Möglichkeiten zum Nationalpark Tsingy de Bemaraha zu kommen sind per Boot oder Flugzeug.
Letztere ist natürlich die teuerste aber schnellste Verbindung von der Hauptstadt aus. Es gibt Flüge nach Antsalova und von dort nimmt man den Geländewagen nach Süden.
Das Boot ist eine weitere Möglichkeit.
Man kann von Ankavandra mit der Piroge in 3-4 Tagen den Manambolo Fluss runter fahren bis Bekopaka. Das Problem dabei ist allerdings, dass Ankavandra nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist.
Eine andere Möglichkeit mit dem Boot zu kommen ist die schon beschriebene Stecke von Miandrivazo den Fluss Tsiribihina runter nach Belo Sur Tsiribihina und dann weiter ca. 100 Kilometer, ca. 4 Stunden von dort nach Bekopaka.
Touren, Wanderungen im Nationalpark Tsingy de Bemaraha
Es gibt im Nationalpark Tsingy de Bemaraha verschiedene Möglichkeiten auf verschiedenen Wegen zu wandern. Abgesehen vom landschaftlichen Interesse gibt es im Tsingy Nationalpark auch viele Tiere speziell Lemuren zu beobachten. Es gibt 13 Lemuren Arten im Park, die meisten sind nachtaktiv.
Wie schon angemerkt gibt es verschiedenen Routen, insgesamt 9 Touren durch den Nationalpark. Es gibt ein paar kleine zwischen dem Fluss und dem See, der sogenannte kleine Tsingy (Petit Tsingy) und mehrere grosse Touren, auch mit Abseilen. Man kann diese auch untereinander kombinieren.
Die grösseren Wanderungen dauern so zwischen 2-4 Stunden jede Tour. Die kleinen so ein bis zwei Stunden. Für die grossen Wanderungen im Tsingy sollte man schon eine gewisse Fitness mitbringen und auf jeden Fall schwindelfrei sein. Siehe Bilder weiter unten.
Im Nationalpark Tsingy de Bemaraha kann man sich ruhig zwei oder auch drei ganze Tage aufhalten. Wir haben das alles in einem Tag gemacht. Das wird dann aber schon anstrengen und es ist eine gute Kondition nötig. Ich habe drei Touren an einem Tag gemacht für die man normalerweise zwei Tage oder evtl. auch drei einplanen sollte. Bei zwei oder drei Tagen Aufenthalt rentiert sich auch die anstrengende An- und Abfahrt mehr. Man kann am Vormittag wandern und am Nachmittag etwas relaxen und das Hotel geniessen.
Abgesehen von den Wanderungen kann man auch noch Flussfahrten auf dem Manambolo Fluss machen. Es werden Flussfahrten in der Piroge von ca. 3 Stunden Dauer angeboten. Dabei sieht man die 50-80 Meter hohen Felswände der Schlucht, die der Manambolo Fluss heraus gearbeitet hat, sowie Grotten und interessante Felsformationen in den Kalksteinfelsen.
Unser Tag im Nationalpark Tsingy de Bemaraha
Wir starten unseren heutigen Tag mit einer etwas längeren Anfahrt, vom Hotel zum Startplatz einer der längeren Touren.
Wir machen zuerst die beiden grossen Wanderungen zusammen. Das sind dann so 6-7 Stunden. Dafür müssen wir allerdings erst knapp eine Stunde mit dem Wagen zum Startpunkt fahren. Der Weg ist recht schlecht. Wie immer ist noch ein örtlicher Führer des Nationalparks dabei.
Hier ein Video von den sehr interessanten Wanderung im Tsingy.
Auf der Anfahrt kommen wir an einer rudimentären Schule vorbei. Die besteht nur aus ein paar Bänken und Tischen sowie einer Tafel aus rohem Holz im Schatten von ein paar Bäumen. Wir hatten ja vorher in Miandrivazo Schulmaterial eingekauft, Stifte, Hefte usw. und denken, dass das ein guter Ort währe um die Sachen dort zu lassen.
Bevor es los geht werden wir mit Klettergurten versehen und eingewiesen. Es sind im Endeffekt doch leichte Klettersteige zu machen.
Wir gehen los, erst mal durch den Wald. Wir sehen eine Art Ratte mit behaartem Schwanz. Dabei dürfte es sich wohl um die sogenannte Inselratte oder Rote Waldratte (Nesomys) handeln. Davon gibt es drei Arten die alle auf Madagaskar endemisch sind. Auf dem Foto die Westliche Inselratte oder Rote Waldratte (Nesomys lambertoni). Diese kommt nur im Gebiet des Nationalpark Tsingy de Bemaraha vor.
Auf der weiteren Wanderung sehen wir auch ein paar weisse Lemuren, die aber doch recht weit oben in den Bäumen sitzen. Bei diesen Lemuren dürfte es sich um die Von-der-Decken-Sifakas (Propithecus deckenii) handeln
Etwas später zeigen sich noch die braunen Lemuren die wir schon öfter gesehen haben.
Nun geht die Wanderung erst mal in eine Höhle, es geht bergauf bergab eine ganze Zeit durch die Kalksteingrotte und wir müssen auch das eine oder andere Mahl durch einen schmalen Durchgang. Da darf man nicht allzu übergewichtig sein und keine Platzangst haben.
Dann geht es schön langsam steiler bergauf, durch die Kalksteinfelsen. Man muss immer wieder mal die Hände zu Hilfe nehmen. Es gibt dann auch ein paar Leitern und wir müssen die Karabiner der Klettergurte zur Sicherheit an einem Stahlseil einhängen.
Beim Aufstieg sehen wir noch kurz einen nachtaktiven Lemuren vor seiner Baumhöhle sitzen. Bis ich aber meinen Fotoapparat zur Hand habe ist der verschwunden. Dann geht es weiter bergauf zu einem Aussichtspunkt. Von dort kann man sehr gut die messerscharfen Kalksteinfelsen überblicken.
Danach geht es wieder bergab, nach kurzer Zeit führt die Wanderung über eine Hängebrücke, dann kommt ein recht steiles Stück hinunter.
Für diese Tour sollte man auf jeden Fall schwindelfrei sein.
Unten angekommen geht es erst mal wieder im Wald weiter. Wir sehen wieder die weissen Lemuren,Von-der-Decken-Sifakas (Propithecus deckenii), aber recht weit weg.
Auch im Wald unten ist der Weg nicht immer leicht.
Die Vegetation in den Schluchten zwischen den Kalksteinfelsen ist teilweise relativ dicht.
Da wir die beiden langen Touren machen geht es nun nicht zurück sondern weiter durch den Wald.
Wir sehen nochmal eine der Waldratten. Westliche Inselratte oder Rote Waldratte (Nesomys lambertoni)
Man sollte auch mal noch oben schauen. Es bieten sich spektakuläre Blicke nach oben zwischen den Felswänden hindurch.
Teilweise sind die Durchgänge recht schmal und es dringt eher wenig Licht nach unten.
Wir sehen einen orange braunen Eisvogel der eine Mittagspause auf einem Ast macht. Dabei handelt es sich um einen Pygmäen Eisvogel auch Madagaskarfischer genannt (Corythornis madagascariensis). Dieser Eisvogel braucht keine Gewässer zum Überleben. Er ernährt sich von Insekten, kleinen Geckos und Chamäleons sowie von Fröschen.
Die Bäume die weiter oben wachsen bilden riesige Wurzeln.
Die Wanderungen durch den Nationalpark Tsingy de Bemaraha sind wirklich sehr abwechslungsreich und abenteuerlich.
Dann betreten wir wieder die Unterwelt. Es geht durch einen wirklich schmalen Durchgang in eine grössere Höhle. Dafür muss man Rucksack und Foto abnehmen und kommt dann mit Müh und Not auf allen Vieren da durch.
Danach wird es etwas weiter und wir gehen durch grosse Höhlen bergauf bergab.
Teilweise muss man sich auch da wieder zur Sicherheit an das Stahlseil hängen. Es gibt immer wieder kurze aber steilere Abstiege.
Nach einiger Zeit haben wir uns eine Pause verdient. Wir sind ja schon gute 3 Stunden zu Fuss unterwegs. Wir essen unser Picknick was uns das Hotel gemacht hat. Da kommt eine kleine Manguste (Ringelschwanzmungo; Galidia elegans) und möchte auch was haben. Die bekommt ein bisschen Fleisch, Banane und ein bisschen vom Nudelsalat. Da hat die auch ein komplettes Essen.
Das Picknick ist übrigens recht gut und recht reichlich, war aber auch nicht ganz billig, 25.000 Ar.. Eines ist fast für zwei Personen ausreichend. Dazu gibt es noch ein paar Schokowaffeln und einen halben Liter Wasser. Das ist allerdings für die grosse Tour, die wir machen, zu wenig. Am Nachmittag wird es schon recht warm und eineinhalb Liter sollte man auf jeden Fall dabei haben.
Nach der Pause teilen wir uns auf, meine Frau geht mit unserem Guide und einem anderen örtlichen Guide, der gerade vorbei kommt, zurück zum Auto.
Ich gehe unsere ursprüngliche Tour mit unserem örtlichen Guide weiter. Es geht nochmal kurz durch eine Höhle und dann wieder recht steil, teilweise mit Leitern, teilweise so, über die Felsen wieder hinauf bis zu einem zweiten Aussichtspunkt.
Auch dieser Teil der Wanderung durch den Tsingy de Bemaraha ist wirklich sehr schön und interessant.
Von dort oben übersieht man wieder bestens die umliegende Karstlandaschaft. Es ist aber auch recht warm da oben.
Es gibt sehr interessante Felsformationen zu sehen, die die Erosion geschaffen hat. Dazwischen auch immer ein paar Pflanzen die sich an den extremen Standort angepasst haben.
Die Wanderung durch den Tsingy geht im oberen Bereich weiter, nochmal über eine schöne Hängebrücke zu einem weiteren Aussichtspunkt.
Dann geht es auf der anderen Seite wieder steil runter.
Unten gehen wir weiter durch Spalten zurück in den Wald und weiter bis zum Parkplatz wo uns die anderen erwarten.
Insgesamt war ich so ca. 6 Stunden unterwegs.
Wir fahren dann wieder mit dem Geländewagen zurück, lassen meine Frau im Hotel und ich fahren noch mit dem lokalen Führer weiter zu dem so genanten kleinen Tsingy. Auch dort gibt es verschiedene Wanderungen die man machen kann.
Das ist aber nicht so anspruchsvoll wie der grosse Tsingy. Wir der Name schon sagt ist dort alles etwas kleiner. Die Kalksteinfelsen sind niedriger und die Aufstiege nicht so lange. Das ist auch was für die, die nicht so gut zu Fuss sind. Es ist auch keine Klettersteigausrüstung erforderlich.
Es geht erst kurz am Fluss entlang und dann hinein in die Karstlandschaft die aber nicht so ausgedehnt wie der grosse Tsingy ist.
Wir besteigen drei Aussichtspunkte und zwischen drin geht es immer wieder durch das Felslabyrinth der Karstfelsen hindurch.
Auch im kleinen Tsingy gibt es ganz interessante Pflanzen zu sehen. Ein paar blühen auch noch. Unten die Madagaskar-Palme (Pachypodium Lamerii).
Die Pflanzen sind stachelbewährt und speichern in ihren dicken Stämmen das Wasser für die Trockenzeit.
Eine Spinne hat sich ein ziemlich grosses Netzt zwischen den Felsnadeln gebaut.
Wie wandern weiter durch das Felsenlabyrint. Am Boden wachsen auch ein paar Bäume.
Nach dem letzten Abstieg geht es am See vorbei. Dort steht die Sonne tief und man kann gut fotografieren. Es wird dort noch viel Reis angebaut.
Eine Frau setzt gerade neu Reisstecklinge ein.
Wir sehen noch eine Echse (Madagaskar Dornschwanzleguan oder Stachelschwanzleguan (Oplurus cyclurus)), beim Sonnen an einem Baum und dann läuft uns auch noch eine Schlange fast über die Füsse.
Zum Schluss der Wanderung kommen wir im kleinen Dorf wieder raus, was an der Anlegestelle der Fähre liegt.
Damit ist der Wandertag im Nationalpark Tsingy de Bemaraha aber nun beendet und wir fahren die letzten Meter mit dem Auto ins Hotel. Der Guide bekommt noch ein ordentliches Trinkgeld. Ich gehe noch anschliessend in den Pool vom Hotel zum Abkühlen.
Wir übernachten wieder im Hotel Orchidee du Bemaraha wo wir auch wie am Vortag zu Abend essen.
Weiter geht es im Reisebericht, Fahrt über Belo sur Tsiribihina nach Morondava, vorbei an der Baobab Allee bei Sonnenuntergang
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